Das Wort "Vibrato" stammt aus dem Italienischen und bedeutet, daß der Ton leicht zittern oder beben soll. Es ist eine Vortragsbezeichnung für Sänger, Blas- und Zupfinstrumentalisten.

Schon im Jahre 350 v.Chr. ist dieses Thema in der Musikwelt nachweisbar.

Agricola, Hottetere, Quantz, C. Ph. E. Bach, Leopold Mozart, Tartini, Spohr, Fürstenau und Joseph Joachim hinterließen Abhandlungen über das Vibrato.

Der Vorläufer unseres heutigen Vibratos ist das "Flatement", es ist das Fingervibrato. Damals zur Änderung der Tonhöhe benutzt. Danach geriet das Fingervibrato in Vergessenheit, da das Boehm-System dieses verhinderte.

 

Fürstenau hat drei verschiedene Arten des Vibratos unterschieden:

 

  1. das "Kinnladenzittern", welches meist zu schnell gerät
  2. das "Klopfen" (das Fingervibrato)
  3. das Vibrato der "Luftdrücke", welches er als die bessere Art bezeichnet (Zwerchfellvibrato).

 

In allen  Epochen hatte das Vibrato in einem Ton die gleiche Aufgabe. Durch das Vibrato wird der Ausdruck des Tons verändert und der gesamte musikalische Kontext bekommt eine andere Bedeutung.

Das Vibrato in dem Ton erweckt eine besondere Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit  erzeugt in uns verschiedene Gefühle.

 

Um diesen Prozess besser zu verstehen, vergleichen wir das Vibrato in einem Ton mit dem Blinken eines Lichtes. Beides sind Variationen einer Konstanten, die unser Gehirn auf unterschiedlichem Wege - durch Ohr oder Auge - ähnlich interpretieren wird.

Der Blinker von einem Auto schaltet das Licht an und aus in einer Geschwindigkeit, die Achtung gebietet. Wenn dieses Licht in einer anderen Geschwindigkeit blinken würde, hätten wir als Ergebnis ein anderes Gefühl. Zum Beispiel: Ein sehr langsames Blinken des Lichtes kann uns sehr beruhigen und uns sogar in einen meditativen Zustand versetzen. Als Gegensatz kann ein schnelles Blinken des Lichtes uns so sehr in Aufregung bringen, daß wir nicht mehr fähig sind, rationell zu denken.

Diese unterschiedlichen Wirkungen der Variationen des Lichts werden auf  verschiedenen Gebieten genutzt, indem die Frequenz auf das zu erreichende Ziel eingestellt wird. Das ist in der Werbung besonders oft zu beobachten. Das Gehirn rechnet diese Informationen unbewusst ab und das Ergebnis ist ein bestimmtes Gefühl, das wir erleben werden.

 

Beim Vibrato in einem Ton ist der gleiche Prozess festzustellen. Unser Gefühl wird durch das Vibrato unbewusst beeinflusst. Hier werden die Informationen durch das Hörvermögen an das Gehirn weiter geleitet.

 

Die unterschiedlichen Arten des Vibratos

 

·        Frequenzvibrato: Der Ton variiert in der Höhe

·        Amplitudenvibrato: Die Variation liegt in der Veränderung der Lautstärke des Tons

·        Frequenzamplitudenvibrato: Intonation und Lautstärke werden verändert

 

Bei dem Frequenzvibrato können wir folgende Varianten haben:

 

·        Variation der Tonhöhe nach oben

·        Variation der Tonhöhe nach unten

·        Variation der Tonhöhe nach oben und unten um den Grundton

 

Die Variation der Geschwindigkeit des Vibratos ist ein wichtiger Faktor, um den Ausdruck des Tons zu ändern.

 

Alle verschiedenen Arten und Variationen des Vibratos bewirken in dem Ton eine Veränderung der Farbe bzw. des Aufbaus der Obertöne. Mit dem Vibrato darf aber der Ton seine Qualität nicht verlieren. Der Ton muss seine Grundstruktur beibehalten. Die Dynamik und die Intonation dürfen nicht durch das Vibrato ihren Wert verlieren.

Dafür muss die richtige Technik angewendet werden.

 

Die verschiedenen Parameter des Vibratos werden am besten durch das Zwerchfellvibrato erreicht.

 

Das Zwerchfellvibrato

 

Das Zwerchfell erzeugt das Vibrato durch die Veränderung des Luftdruckes in den Lungen. Durch die Erhöhung des Luftdrucks wird der Ton lauter und höher, es  entsteht  ein Frequenzamplitudenvibrato

 

Das Vibrato darf beim Musizieren nicht selbständig werden. Der Spieler muss das Vibrato bewusst anwenden. Am meisten wird gelehrt, daß im Klang durch das Vibrato das Fröhliche ausgedrückt wird. Die Möglichkeiten sind aber sehr umfangreich Das Vibrato kann zum Beispiel  das Tragische oder die Melancholie in den Klang bringen. Das Traurige wird meistens ohne Vibrato vorgetragen. Um das Vibrato stilgerecht anzupassen, sind für den Spieler allgemeine Kenntnisse über die Musikepochen erforderlich.

Der Zuhörer möchte die Musik in ihrem Inhalt verstehen. Dafür muß der Spieler sehr deutlich wissen, mit welchem Ausdruck er seine Musik in jedem Moment vortragen möchte.  

 

Das Vibrato darf nie benutzt werden, um Mangel an Klangqualität oder Intonationsprobleme auszugleichen sowie Instabilität in dem Ton zu verstecken.